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Andere Denk- und Lösungsansätze

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Das Tetralemma als Entscheidungsalgorithmus am Beispiel der Arzthaftung

Explore your options!
The Tetralemma as algorithm for decision making shown by an example from the
liability question for medical malpractice

Sylvia Steinbach und Anja Bornemann-Pietsch

Korrespondenz-Autor:
Dr. rer. nat. Sylvia Steinbach
Diplom-Psychologin | Trainerin |
Systemische Organisationsberatung nach SySt®
Tautenhain 3
04603 Nobitz
034494 708 825
0179 1334 236
post@steinbach-training.de 

Co-Autor:
Anja Bornemann-Pietsch
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Medizinrecht
Fachanwältin für Strafrecht
Postfach 1255
08384 Meerane
03764 171008
info@anjabp-recht.de

Abstract 

Ärzte haben verantwortungsvoll
sowohl medizinische als auch kommunikative
Entscheidungen zu treffen.
Solche Entscheidungen erweisen sich durch ihre Komplexität
manchmal als inhaltlich ausgesprochen schwierig und emotional belastend.
Die Arbeit mit dem Tetralemma hilft,
solche Dilemmata professionell aufzulösen,
indem die Möglichkeiten zu handeln systematisch analysiert und erweitert werden.
Der vorliegende Beitrag zeigt dies exemplarisch anhand der Arzthaftung und
spannt dabei den Bogen von einer konkreten Entscheidungssituation über
methodische Lösungsschritte bis hin zur Anregung zur Persönlichkeitsentwicklung,
die den steigenden fachlichen wie gesundheits- und sozialpolitischen Anforderungen
Rechnung trägt.
_______________
Das am 26.02.2013 in Kraft getretene
Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten,
das in § 630c Abs. 2 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch)
in zwei Fällen ausdrücklich die Informationspflicht des Behandlers
bei einem möglichen Behandlungsfehler festlegt,
gibt Anlass, Handlungsmöglichkeiten für Ärzte
in derartigen Kommunikations- und Entscheidungssituationen
genauer in den Blick zu nehmen.
Laut Gesetz soll der Behandler
1) stets auf Nachfrage des Patienten zu einem
möglichen Behandlungsfehler die Pflicht haben,
den Patienten auf den unterstellten Behandlungsfehler aufmerksam zu machen und
2) bei Bestehen einer gesundheitlichen Gefahr für den Patienten
bei einem möglichen Behandlungsfehler
auch ungefragt den Patienten auf den etwaigen Behandlungsfehler hinweisen.
Die zugrundeliegende Annahme besteht darin,
dass Patienten einen solchen Fehler zunächst vermuten,
oder ein Behandlungsfehler auftreten kann,
der für den Patienten nachteilige gesundheitliche Folgen hat.
Um mit solchen Situationen professionell umzugehen,
bietet sich eine systematische Analyse der Handlungsmöglichkeiten
anhand des Tetralemma an.

Ausgangspunkt: ein Dilemma 

Ein im Krankenhaus angestellter Arzt
wird nach einer von ihm durchgeführten Operation
vom behandelten Patienten um ein Gespräch gebeten.
Dieser möchte wissen, was der Arzt bei der Operation im Einzelnen getan hat.
Der Arzt gewinnt den Eindruck,
dass der Patient einen Behandlungsfehler vermutet und
Schadensersatzansprüche geltend machen will1.
Einerseits könnte ein solches Gespräch dazu beitragen,
beispielsweise über weitere Aufklärung zum Heilungsprozess
Missverständnisse auszuräumen und
die vermutete Wahrnehmung des Patienten,
Teile des Operationsgeschehens als ärztlichen Fehler zu betrachten,
zu korrigieren.
Andererseits bestünde die Gefahr,
dass der Arzt im Gespräch Informationen gibt,
die den Verdacht eines Fehlers auf seiner Seite erhärten und
Schadensersatzansprüche des Patienten begründen.
Wie soll sich der Arzt also am besten verhalten?

Lösungsansatz: Arbeit mit dem Tetralemma 

Das Tetralemma (Urteilsvierkant) bietet ein jahrtausendealtes,
kulturübergreifend angewandtes logisches Schema,
mit dem Dilemmata in ihren Handlungsmöglichkeiten2 systematisch analysiert und
durch bisher nicht wahrgenommene Perspektiven ergänzt bzw. erweitert werden -
ausführlich dazu (1).
Die Entscheidungssituation besteht also anfangs aus zwei,
zunächst gleichwertig wahrgenommenen Alternativen:
DAS EINE wird als Ausgangsposition betrachtet, die verändert werden soll.
DAS ANDERE wird als Alternative dazu in Erwägung gezogen,
die jedoch ebenfalls nicht vollkommen zufriedenstellend erscheint.
Erweitert wird dieses Dilemma nun um eine dritte Position, BEIDES,
die unterschiedliche Möglichkeiten bietet, DAS EINE und DAS ANDERE zu vereinbaren.
KEINES VON BEIDEN, die vierte Position,
ergibt sich aus dem Verlassen des Kontextes, in dem sich das Dilemma,
die Entscheidungsfrage, der Konflikt usw. ergibt3.
Aus dem Buddhismus (Nagarjuna) folgte
eine Ergänzung des Tetralemma-Schemas um die fünfte Position
ALL DIESES NICHT UND SELBST DAS NICHT –
die Negation des Tetralemmas und seiner (dieser fünften Position) selbst -
ein Nicht-Standpunkt sozusagen.
In gewissem Sinne „zeigt“ sich diese Position jedoch,
indem sie Veränderung ermöglicht:
durch Auftauchen von Humor, tiefem Ernst, Mitgefühl, Demut, Hoffnung,
Dankbarkeit usw..
Zur Analyse der Handlungsmöglichkeiten kann das Tetralemma
wie folgt durchlaufen werden:
Von der Ausgangsposition DAS EINE wird
DAS ANDERE im Sinne des entweder oder betrachtet.
Zunehmend wandelt sich dieses entweder oder
in ein sowohl als auch,
bis ein BEIDES erkennbar wird.
Kommen auch die damit gefundenen Möglichkeiten nicht in Frage,
wird u.U. durch Verändern des Kontextes eine neue Lösung möglich –
KEINES VON BEIDEN.
Schließlich besteht noch die Möglichkeit einer Lösung durch
die Negation des Tetralemmas und seiner selbst
ALL DIESES NICHT UND SELBST DAS NICHT.
Das Ziel besteht im Erreichen einer neuen, stabilen Ausgangsposition,
auf der das ursprüngliche Dilemma gelöst ist.

Die Reihenfolge, in der nach Möglichkeiten gesucht werden kann, bleibt beliebig:
eine Lösung kann sich schon bei der Analyse des EINEN bzw. des ANDEREN ergeben;
man denke z.B. an Missverständnisse, die dadurch entstehen,
dass bisher noch nicht klar war,
was genau mit der anderen Alternative gemeint ist, oder
an Situationen, in denen Humor (als Vertreter der fünften Position) sofort
eine Distanzierung vom Problem ermöglicht und Handlungen
überraschend einfach in eine gewünschte Richtung lenkt.

Literatur 

(1) Sturm, Hans P. (1996). Weder Sein noch Nichtsein:
der Urteilsvierkant (catuşkoti) und seine Korollarien im östlichen und
westlichen Denken Würzburg: Egon
 

Copyright © 2013
Dr. rer. nat. Sylvia Steinbach 
Anja Bornemann-Pietsch 
Alle Rechte vorbehalten 

Bei Interesse an einer ausführlichen Darstellung 
zur Anwendung des Tetralemma auf die Arzthaftung
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